Mozarts Requiem „Feier des Lebens“

Till Krabbe & Freunde
In der Nacht des 5. Dezember 1791 um 0:55 Uhr stirbt Wolfgang Amadeus Mozart noch nicht 36-jährig über seiner Arbeit an einer Totenmesse, seinem Requiem. Der frühe Tod schlägt ihm die Feder aus der Hand. Auf seiner Bettdecke liegt das unvollendet gebliebene Lacrimosa, abgebrochen nach acht Takten. – Somit ist nur knapp die Hälfte der Totenmesse fertiggestellt, der ganze Rest fehlt und wurde später von fremder Hand ergänzt. Soweit die Fakten.
Ist Mozarts Requiem, dieser gewaltige Torso seiner Totenmesse, vielleicht gerade deshalb, weil unvollendet, eine seiner ergreifendsten Schöpfungen geworden?
Weil es Mozart gelingt, mit seiner Musik uns mit unserer Endlichkeit so zu konfrontieren, dass wir seine Botschaft gerne anhören und bereitwillig annehmen? Keiner von uns hat ein Wissen über seinen eigenen Tod. Aber erst das Wissen um unsere Endlichkeit ermöglicht es uns, die Frage nach dem Sinn von Allem zu stellen. Und wie sehnen wir uns nach einer tröstlichen Antwort!
Der große evangelische Theologe Karl Barth sagte einmal über Mozarts Musik: „Was ich höre bei Mozart, ist ein letztes Wort über das Leben, soweit es von Menschen ausgesprochen werden kann. Vielleicht ist es kein Zufall, dass es gerade ein Musiker gesagt hat(…) Aber ich höre ein letztes Wort, das sich bewährt, ein Wort, das durchhält, auf das man zurückkommen, mit dem man immer wieder anfangen kann. Denn wir müssen schließlich alle jeden Morgen wieder neu anfangen – und das Neu-Anfangen mache ich am besten, wenn ich Mozart höre, nicht wahr?“
Wer wollte Karl Barth hier widersprechen! Und dort, wo Mozart in seinem letzten Werk, einer Totenmesse, die unvollendet und ein Torso geblieben ist, sein letztes Wort des Lebens an uns richtet, sein Wort aus Musik, das wir nur nicht rückübersetzen können in unsere gesprochene Sprache, dort fragen wir heute bei großen Dichterinnen und Dichtern an, Genies der Worte und der Sprache, die mit und in ihren Werken Gleiches versucht haben wie Mozart mit seiner unsterblichen Musik. Sie alle wollen ja Antwort geben auf die große Sinnfrage unserer Existenz. So zum Beispiel William Shakespeare, Heinrich Heine, Joseph von Eichendorff, Marie Luise Kaschnitz, Franz Kafka, Mascha Kaléko und Hermann Hesse, um nur ein paar der Namen zu nennen.
Uns soll heute nur das genügen, was von Mozart und seiner Musik zum Requiem gesichert überliefert ist, denn mehr benötigen wir nicht. In einer Kombination aus seiner Musik und großen Dichtungen entsteht etwas Überraschendes und Neues, etwas, das allen diesen Genies gemeinsam gelang und immer wieder neu gelingt: Sie feiern auf eine uns tröstende Weise das Leben, und wir dürfen und sollen mitfeiern.
Um mit Hermann Hesse zu sprechen: „Mozart. Das bedeutet: die Welt hat einen Sinn!“ Wir laden Sie ein, mit uns heute in Musik und Dichtung das Leben zu feiern!

Zum Ablauf:
Chor, Orchester, vier Gesangssolisten, drei Sprecher-Darsteller und Dirigent.
Vor dem Orchester-Podium als angedeutetes „Szenenbild“ ein kleiner schwarzer Tisch mit 4-5 brennenden Kerzen, ca. 6-10 schwarze Stühle durcheinander und ineinander gestellt, zum Teil gestapelt und mit schwarzen Tüchern bedeckt.
Sabine Fischmann, Till Krabbe und P. Klaus Mertes, SJ fungieren als Sprecher der liturgischen Texte des Requiems in einer deutschen Übersetzung. Sabine Fischmann und Till Krabbe sind sowohl die Sprecher & Darsteller der Lyrik als auch die Schauspieler in den szenischen Situationen bei William Shakespeare, Marie-Luise Kaschnitz, Kurt Tucholsky und Franz Kafka.
Die Musik:
Mozart-Requiem, KV 626 bis einschließlich Lacrimosa & Amen-Fuge, Maurerische Trauermusik KV 477, Solveggio 2, F-Dur KV 393, Adagio aus KV 446, „Quis te comprehendat“, KV 110 Anhang, „Miserere mei“, KV 90.
Aufführungsdauer ca. 90 Minuten
Termine ganzjährig auf Anfrage.
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