Winterreise

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Fremd bin ich eingezogen …

Franz Schubert – Franz Kafka

Winterreise D 911
Texte: Wilhelm Müller

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Till Krabbe Sprecher
Enno Kastens
Fortepiano
Berthold Possemeyer Bariton

Aus den Erzählungen: Kinder auf der Landstraße, Die Bäume, Das nächste Dorf, Das Unglück des Junggesellen, Fürsprecher, Bei den Toten zu Gast und: Aphorismen

Franz Schuberts Lieder-Zyklus „Winterreise“ über einen Wanderer, der auf seiner Reise ins Leere läuft, in die Erstarrung und am Ende in den Tod, der sich aber gleichzeitig nach nichts mehr sehnt, als nach einem in Liebe und mit Wärme erfülltem Leben, diese Thematik findet sich zentral auch in den Werken von Franz Kafka. Die Seelenverwandtschaft dieser beiden Sinnsucher Franz Schubert und Franz Kafka und ihrer Protagonisten beleuchtet eine Montage von Schuberts Liederzyklus mit Szene-Splittern aus Kafkas Kurz-Prosa. Durch die Zusammenführung von Schuberts genialer Liedkomposition und Kafkas leisen und eindringlichen Texten entsteht eine Geschichte, die der menschlichen Sehnsucht nach Sicherheit und Geborgenheit und ihrer gleichzeitigen Nichterfüllbarkeit bis in die feinsten Seelenregungen nachspürt.

 

„Man kann Shakespeare verbessern – wenn man’s kann …“ 

Dieser Satz, den der Dichter und Dramatiker Bertolt Brecht gesagt haben soll, zollt auf eine unmissverständliche Weise dem Genie Shakespeare den Respekt, der ihm, so Brecht, gebührt. Gleichzeitig ist er eine würdevolle Verneigung vor der Vollkommenheit eines Werkes, das in der Tat keiner Verbesserung bedarf.

Gleiches lässt sich selbstverständlich auch über Franz Schubert und seinen Lieder-Zyklus „Winterreise“ sagen. Warum dann also eine „Winterreise“ mit einer der Musik hinzugefügten szenischen Ebene mit gesprochenem Dialog?

Unsere durch Reizüberflutung bestimmte Zeit macht es dem heutigen Konzertbesucher fast unmöglich, eine gute Stunde Musik konzentriert anzuhören und sich gleichzeitig emotional einzulassen auf die Geschichte, die dort erzählt bzw. gesungen wird.

Wir glauben, dass durch die Einführung einer szenischen Ebene, die das Publikum in die Geschichte der „Winterreise“ miteinbezieht, sich Schuberts Lieder, die auf  einzigartige Weise und mit höchster musikalischer Sensibilität und Vollkommenheit die Seelenregungen seines Protagonisten ausleuchten, noch näher an den Zuhörer heranrücken lassen. Dafür habe ich kurze Texte aus Franz Kafkas Erzählungen und Kurz-Prosa ausgewählt, die ans Publikum gerichtet, geheimnisvoll und überaus subtil die Liebesgeschichte der „Winterreise“ spiegeln, ohne sie zu verdoppeln. Das Publikum wird so selbst Teil der Geschichte, und es wird ihm auf diese Weise unmöglich, Schuberts Lieder nur als „Kulturpreziosen“ hörend zu genießen, wie das im Konzert heute leider oft der Fall ist.

Wir möchten unser Konzept einer „Szenischen Winterreise“ also nicht als eine „Verbesserung“ Schuberts verstanden wissen, sondern als  Versuch, das Drama „Winterreise“ theatralisch so zu verdichten, dass dem Publikum nichts anderes übrig bleibt, als sich hierauf so einzulassen, dass es Teil der Geschichte wird.

Till Krabbe

Flyer der kommenden Vorstellung in Freiburg

Ich will den Boden küssen,
Durchdringen Eis und Schnee
Mit meinen heißen Tränen,
Bis ich die Erde seh‘.

Franz Schubert / Winterreise

Denn wir sind wie Baumstämme im Schnee.
Scheinbar liegen sie glatt auf,
und mit kleinem Anstoß sollte man sie wegschieben können.
Nein, das kann man nicht, denn sie sind fest mit dem Boden verbunden.

Aber sieh, sogar das ist nur scheinbar.

Franz Kafka / Erzählungen

Pressestimmen

Die Erstaufführung unserer Fassung fand am 3. Oktober 2019 im Rahmen des Lahnfestivals „Gegen den Strom“ im Marmorsaal von Bad Ems statt.
Am 19. Januar 2020 folgt eine weitere Aufführung in der Christuskirche Freiburg.

Falls Sie unsere „Winterreise“ buchen möchten, fragen Sie mich gerne an!

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